Im Sommer 2015 beobachtete Rassim Khelifa, Entomologe an der Universität Zürich, wie eine weibliche Torf-Mosaikjungfer an einem Teich in Arosa von einem Männchen verfolgt wurde, eine Bruchlandung hatte und auf dem Rücken liegen blieb. Doch tot war sie nicht. Kurz nachdem das Männchen weggeflogen war, flog auch das Weibchen gesund und munter wieder davon. Der verblüffte Khelifa ging der Sache nach. Seine Ergebnisse hat er vor einigen Monaten im Fachjournal «Ecology» veröffentlicht.

Extrem effektiv

Ein Vortäuschen des eigenen Todes kommt im Tierreich zwar einigermassen häufig vor – die Tiere tun dies allerdings meist, um Fressfeinde irrezuführen. Um sexueller Nötigung zu entgehen, sei das Verhalten aber extrem selten und erst bei vier anderen Arten dokumentiert: einer Spinne, zwei Raubfliegen und der Europäischen Gottesanbeterin, schreibt Khelifa. Auch von Torf-Mosaikjungfern sei schon bekannt gewesen, dass sie ihren Tod vortäuschen, um nicht gefressen zu werden. Deshalb vermutet Khelifa, dass es sich beim Verhalten der Weibchen um eine sogenannte Exaptation handelt – eine Zweckentfremdung. Die Weibchen haben den Gebrauch des bereits vorhandenen Verhaltens ausgeweitet und es sich zu Nutze gemacht. «Extreme Sexualkonflikt-Lösung» nennt Khelifa das Ganze. Extrem auf jeden Fall – aber auch effektiv.

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