Sergej Jessenin, ein Bauernsohn mit einem Engelsgesicht, ein Hooligan, ein Rebell, ein Frauenschwarm – er war in seinem kurzen Leben vier Mal verheiratet, darunter mit der Tänzerin Isadora Duncan – gehört zu den beliebtesten Dichtern Russlands. Sein ganzes Wesen und sein poetisches Werk spiegeln die Wirren, den Aufruhr und die Romantik der russischen Seele wider. Die tragischen Umstände seines Todes – Jessenin erhängte sich mit 30 Jahren in einem Leningrader Hotel, und schrieb vorher noch sein Abschiedsgedicht mit eigenem Blut – machten seinen Namen legendär.

Als der damalige Weltstar Isadora Duncan (1877 – 1927) in das revolutionäre Russland kam, glaubte sie hier ihre geistige Heimat gefunden zu haben. 1922 traf die 45-jährige Tanzlegende den 17 Jahre jüngeren Sergej Jessenin. Sie verliebten sich und heirateten.

Wie sie sich verständigt haben, bleibt ein Rätsel. Sie konnte fast kein Russisch, er kaum Englisch. Man geht heute davon aus, dass sie seine Gedichte nicht verstand. Aber Jessenin, ein Bauernsohn, ein zur Legende gewordener Dorfpoet, machte, wie auch die Duncan, keinen Unterschied zwischen Leben und Poesie. Beide provozierten mit großem Vergnügen die bürgerliche Gesellschaft.

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