Der Spiegeltest ist die ultimative Herausforderung der Verhaltensforschung. Erkennt ein Tier, dass das Spiegelbild kein Artgenosse ist, sondern es selbst? Den Beweis für zumindest rudimentäres Selbstbewusstsein haben bislang nur fünf Spezies bestanden: Mensch, Schimpanse, Orang-Utan, Delfin und Elefant. Allesamt Säugetiere. Nun sieht es so aus, als müsste ein neues Mitglied in den Club der Selbstbewussten aufgenommen - und dazu noch ein Nicht-Säugetier: die Elster.

Helmut Prior von der Goethe-Universität in Frankfurt hat gezeigt, dass die schwarzweiß gefiederten Vögel sich im Spiegel selbst erkennen können.

Prior und seine Kollegen unterzogen insgesamt fünf Elstern dem Spiegeltest. Tiere halten ihre Spiegelbilder typischerweise für einen Artgenossen und reagieren mit sozialem oder aggressivem Verhalten. Als wichtige Hürde beim Spiegeltest gilt die Reaktion des Individuums auf eine zuvor angebrachte Farbmarkierung, die es nur im Spiegel sehen kann. Wenn es die Farbmarkierung daraufhin an sich selbst erkundet oder entfernen will, gilt der Spiegeltest als bestanden. Kinder schaffen das bereits im Alter von zwei Jahren.

Die Forscher markierten die Vögel mit gelben, roten, blauen und schwarzen Flecken. Die Elstern wurden nicht nur vor einen Spiegel, sondern in einem anschließenden Kontrollversuch auch vor eine nicht reflektierende Platte plaziert. Das Ergebnis: Zwei Tiere versuchten vor dem Spiegel, die roten, blauen oder gelben Flecke vom eigenen Körper zu entfernen.

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