Sein Kammerdiener musste es wissen: Napoleon war "fünf Fuß, zwei Zoll und drei Linien" groß. Umgerechnet wären das 168,49 cm - für seine Zeit eigentlich eine normale Größe. Warum aber wird der Herrscher in Karikaturen und Beschreibungen oft als kleiner Mann dargestellt, so dass Psychologen gar vom "Napoleon-Komplex" sprechen?

Klein gemacht haben den großen Herrscher Frankreichs diejenigen, die mit dem anglo-amerikanischem Maß umrechneten. Das ergibt in der Tat nur 152,4 und ist wirklich von kurzer Statur. Ob diese Umrechnung nach dem falschen Maß versehentlich geschah oder nach dem Motto: kein Zentimeter dem Feind ! - das sei dahingestellt. Als kleiner Mann wurde er auf jeden Fall in der englischen Propaganda und deren Karikaturen gezeichnet.

Ganz offensichtlich von der falschen Umrechnung ist der Psychologe Alfred Adler ausgegangen, als er Anfang des 20. Jahrhunderts den Begriff "Napoleon-Komplex" in die Diskussion brachte. Danach muss die geringe Körpergröße bei Männern, die sich deswegen minderwertig fühlen, durch ein großes Ego, sprich: Erfolg, Macht und hohen Status ausgeglichen werden. Heute spricht man da vom "Small man syndrome" oder "Little man's desase".

Fazit: mit 168,5 war Napoleon Bonaparte nicht klein, sondern von mittlerer Größe - wenn man ihn mit seinen männlichen Zeitgenossen und Mitstreitern vergleicht. Die Durchschnittsgröße französischer Rekruten zur Napoleon-Zeit soll nämlich nur 1,62 Meter betragen haben.

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