Vor 85 Jahren wurde der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka in eine christliche Yoruba-Familie geboren. Er saß 1967 im Gefängnis, weil er während des Bürgerkrieges für einen Friedensschluss der verfeindeten Parteien eintrat. Von Anfang an war ihm die Hautfarbe des Diktators gleichgültig. Niemals wurde er müde zu betonen, dass das von den Kolonialherren befreite Afrika kein freies Afrika war.

Nach einem Exil in den USA, kehrte er 1998 zurück nach Nigeria. Wole Soyinka schrieb mehr als 30 Theaterstücke, acht Gedichtbände sind von ihm erschienen, zwei Romane, fünf autobiographische Aufzeichnungen, dreizehn Essaysammlungen und drei Filme.

Wole Soyinka war 1986 der erste Afrikaner, der den Literaturnobelpreis erhielt. Marcel Reich-Ranicki erklärte das damals zu einer Fehlentscheidung. Es sei nicht der Sinn des Nobelpreises, das war eines seiner Argumente, völlig unbekannte Autoren damit zu dekorieren. Es ist schwierig, den eigenen Horizont nicht mit dem der bekannten Welt zu verwechseln.

Wole Soyinka hatte dazu kaum eine Chance. Die Yoruba sind ein altes Kulturvolk. Den englischen Kolonialherren gelang deren endgültige Vernichtung nicht. Allerdings zwangen sie den Unterworfenen ihre Kultur auf. So war Wole Soyinka von Anfang an mitten hineingeworfen worden in zwei weit voneinander entfernte Welten. Er hat diesen Konflikt immer wieder beschrieben - und er hat ihn genutzt. Für sich, für sein weit ausschweifendes, so vieles verschlingendes dichterisches Werk.

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